Donnerstag, 26. Februar 2009

Montag, 23.02.2009 - mein Arzt in der krassen pariser Sozialstation

Heute habe ich also bei der Firma angerufen und Bescheid gesagt, und war auch beim Arzt. Das war übrigens eine sehr intensive Erfahrung. Und zwar war die Adresse, die ich von Geo erhalten hatte, nicht etwa die eines „normalen“ Arztes - sondern die Adresse der Sozialstation in Paris. Das konnte ich natürlich vorher nicht wissen. Nachdem ich etwas planlos durch das Viertel gelaufen bin, weil ich das Ding einfach nicht fand, und auch sämtliche Leute, die ich fragte, komplett planlos waren (was mich natürlich total verwunderte, aber egal) fand ich dann doch endlich den Eingang.

Innen angekommen, schlug mir erst mal eine tierische Wasserdampfwolke entgegen, und meine Brillengläser beschlugen sofort. Ich dachte: wo bist du denn hier gelandet? Als erstes fielen mir zwei Türken in Bademänteln und schlapper-Latschen in die Augen, die da scheinbar Ziel - und planlos rum liefen. Ich ging dann zur Anmeldung und erklärte, dass ich für den heutigen Tag (wie schon vorher telefonisch besprochen) ein Attest brauchte, weil ich krank bin.

Ich war natürlich zuerst etwas erschrocken, weil in dem ungefähr 25 m² großen Raum circa 15-20 Personen waren, die alle wirklich runtergekommen und echt fertig aussahen. Und ich dachte dann ach du Scheiße, wenn die noch alle vor mir dran sind, dann sitzt du hier in dieser heißen, feuchten Luft noch bis heute Abend. Das wollte ich natürlich auf alle Fälle vermeiden. Bevor ich also die 22 € Aufnahmegebühr bezahlte, fragte ich noch schnell die Rezeptionistin, ob denn die alle noch vor mir dran sein werden. Die beruhigte mich, und meinte: Nein, sind nur noch ein bis zwei Leute vor ihnen, das geht ganz schnell. Ich zahlte also das Geld und hoffte, dass sie das nicht nur erzählt hatte, um mich zu beruhigen.

Zum Glück war es die Wahrheit, denn nach 7 min rief mich der Arzt rein, ich plauschte etwas mit ihm, und nach 5 min hatte ich den Schein. Total erleichtert ging ich dann wieder heim, schickte den Schein per Mail ins Büro, und schmiss mich wieder ins Bett. Dummerweise hatte ich auf die Frage, wie lange ich denn noch bräuchte um gesund zu werden, dem Arzt geantwortet: Ach, so zwei Tage werden wohl ausreichen. Das war natürlich falsch, aber das konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht wissen. Den Rest des Tages verbrachte ich im Bett, und versuchte, möglichst schnell gesund zu werden.
Zusammenfassend kann ich aber sagen, dass mich die paar Minuten in dieser Sozialstation echt beeindruckt hatten.

Ich hab da wirklich einen ganzen Haufen abgerissene Gestalten gesehen, manche stanken nach Alkohol, andere schlugen sich permanent mit ihrem Kopf gegen die Hände; kurzum: ich war froh, dass ich raus war. Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass es natürlich toll ist, dass es für die ganzen Landstreicher und Penner hier in der Stadt auch eine Sozialstation gibt.

Dass es natürlich in dieser Sozialstation ist, in der sich auch der Arzt befand, der mir empfohlen wurde - das konnte ich nicht ahnen.

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